Vom Teufelskreis aus Nikotin und Alkohol in die Freiheit

Irgendwo in einem meiner zahlreichen Bücher, die ich gelesen habe, um mein Alkoholproblem in den Griff zu bekommen, stand ein Satz, der mir nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte: “Wenn Sie auch Rauchen sollten, überlegen Sie, ob Sie gleichzeitig mit dem Alkoholstopp auch zum Rauchen aufhören möchten oder lieber damit warten, um sich nicht zu überfordern“.

Nachdem ich 30 Jahre geraucht und an die 20 Jahre einen problematischen Alkoholkonsum hatte, fühlte ich mich verzweifelt, hatte kein Selbstwertgefühl und ein permanent schlechtes Gewissen, weil ich meine Gesundheit aufs Spiel setzte, zudem fühlte mich generell von den Giften Alkohol und Nikotin geschwächt.

Ich hatte schon öfter versucht, mit dem Rauchen aufzuhören. Aber, jedes Mal wenn ich dann eine größere Menge Alkohol trank, wurde ich wieder rückfällig – Alkohol enthemmt und führt zu Kontrollverlust. Und so waren alle meine Rauchstopps, begleitet von teuren Nichtraucherseminaren, Akkupunkturtherapien und einmal sogar eine Hypnose um 500 EUR bisher gescheitert.

Aber auch umgekehrt: in Zeiten, in denen ich keinen Alkohol trank, erzeugte der Geschmack von Zigaretten den Wunsch nach Alkohol, dem ich irgendwann nicht mehr Stand halten konnte. So war meine Alkohol-Nikotin Sucht ein klassischer Teufelskreis, der mich Jahrzehnte gefangen hielt.

Im April 2020 war meine Verzweiflung dann so groß, dass ich mir Hilfe von einer Psychotherapeutin holte. Gemeinsam mit ihr habe ich zuerst viel über die Gründe gesprochen, warum ich in diesen beiden Süchten gefangen bin. Es tat sehr gut, offen über Sucht zu sprechen und so die Situation zu analysieren.

Als nächsten Schritt habe ich mit meiner Therapeutin mögliche Szenarien zum Ausstieg aus der Sucht und welche Hilfestellungen ich mir dazu holen könnte, besprochen. Immer wieder geisterte der eingangs zitierte Satz in meinem Kopf herum.

Ich musste mir eingestehen, dass es bei mir wohl nur funktionieren würde, wenn ich Nikotin UND Alkohol gleichzeitig aufgeben würde. Anfangs kam mir der Gedanke übergroß vor und ein paar Mal verwarf ich ihn. Aber nach und nach festigte sich die Gewissheit, dass der gleichzeitige Abschied von beiden Süchten den Erfolg ausmachen könnte.

Alkohol und Zigaretten gleichzeitig loslassen – dieses Vorhaben jagte mir viel Respekt ein!

Trotzdem, als Datum, an dem ich das Experiment starten würde, setzte ich den Beginn des Sommerurlaubs fest. Und weil ich davor so viel Respekt hatte, habe ich mir im Vorfeld jede mögliche Unterstützung geholt – beispielsweise Podcasts (jenen von Natalie Stüben zum Thema alkoholfrei Leben und von Isabell Drescher zu rauchen aufhören), weiters habe ich mir auch die wunderbare Rauchfrei APP runtergeladen und mich mit ihr vorbereitet. Am Tag vor dem Urlaub habe ich in der Apotheke Nikotinpflaster geholt, denn allzu viel leiden wollte ich auch nicht im Urlaub ;-). Und außerdem habe ich mir einen Tipp, der in vielen Büchern zum Thema Rauch- und Alkoholstopp empfohlen wird, zu Herzen genommen, nämlich ein Dankbarkeitstagebuch zu führen. Seither notiere ich jeden Tag darin drei Dinge, für die ich dankbar bin und zusätzlich eine Erkenntnis. Ziel eines Dankbarkeitstagebuches ist es, den Blick für das Schöne und Positive, das uns umgibt, zu stärken – und das funktioniert wirklich und macht zufriedener!

Es ist nun ein Jahr her, dass ich in den Sommerurlaub aufgebrochen bin und – tata – ich habe es tatsächlich geschafft! Frei zu sein von Alkohol und Nikotin ist körperlich und mental ein sooo unbeschreiblich gutes Gefühl!

Seit ich nicht mehr rauche und trinke habe ich beispielsweise viel dickere, glänzendere Haare, wieder weiße Zähne, so viel mehr Energie, Geld, Zeit und Selbstwertgefühl.

Wenn sich die Suchtstimme meldet, hilft es mir auf meine Rauchfrei App zu schauen: Ich bin seit 337 Tagen rauchfrei, habe 4.728 Zigaretten nicht geraucht und 1.182 EUR gespart. Meine Alkolfrei App namens Recovery Elevator sagt mir, dass ich 337 Drinks nicht getrunken habe, 1.351 EUR und 67.580 Kalorien gespart habe. Diese Fakten machen mich dann so glücklich, dass ich den Suchtdruck leichter überwinden kann, denn ich weiß, dass ich diesen Erfolg auf keinen Fall gefährden will.
Wenn du denken solltet „ich werde es nie schaffen, mit dem Rauchen aufzuhören“ dann glaub dieser inneren Stimme nicht. So viele Raucher/innen waren am selben Punkt wie du und konnten sich von dieser Sucht befreien.

Ich empfehle dir, dich gut auf den Rauchstopp vorzubereiten; sehe dich nicht als Opfer sondern als jemand, der seine Freiheit wiedererlangt, selbstwirksam ist und für sich sorgt. Nikotin tut ABSOLUT NICHTS für dich – es kostet dich Energie, Geld, Schönheit und Lebenszeit! Und: Du hast es nicht verdient, dich länger von der Tabakindustrie verarschen zu lassen. Alles Gute auf dem Weg zur Rauchfreiheit – es ist herrlich auf der andren Seite 😊!
Nora, 46 Jahre